Freitag, 26. November 2010
Infoportal für sehbehinderte und blinde Menschen
julian 1997, 17:21h
http://www.seh-netz.info/index.php
Umfangreiche Informationen finden sich hier, z.b. Adressen der Blinden- und Sehbehinderten-Schulen in Deutschland, Rechte von Blinden, Infos zum Thema Reisen, Hilfsmitteln, und was ich herausheben möchte, auch Links zu privaten Internetseiten von blinden und sehbehinderten Menschen.
(25 Oktober 2007)
Umfangreiche Informationen finden sich hier, z.b. Adressen der Blinden- und Sehbehinderten-Schulen in Deutschland, Rechte von Blinden, Infos zum Thema Reisen, Hilfsmitteln, und was ich herausheben möchte, auch Links zu privaten Internetseiten von blinden und sehbehinderten Menschen.
(25 Oktober 2007)
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Gesellschafts-Spiele für blinde und sehbehinderte Kinder
julian 1997, 17:17h
Es ist mal wieder soweit, Julian hat demnächst Geburtstag. Da die kalte Jahreszeit damit auch naht, soll es ein Gesellschaftsspiel sein, so sind wir bei der Suche nach einem Geschenk für Julian mal wieder bei Luise Bartkowski gelandet. Selber Mutter einer blinden Tochter, hat sie vor Jahren angefangen, Gesellschaftsspiele, die es im Handel zu kaufen gibt, für blinde und sehbehinderte Kinder umzugestalten. Wir haben uns für das Klappenspiel entschieden, ein Spiel aus Holz mit einfachen Spielregeln.
Zu den Spielen, die es dort zu kaufen gibt, gehören viele Spiele von Haba, die oft schon taktil ganz toll getaltet sind, auch für sehende Kinder, wie Pasta Pasta und Obstgarten, aber auch Spiele für Größere, die mit Punktschrift versehen wurden. Einen aktuellen Katalog habe ich zur Zeit nicht, er wird erst mit dem neuen Spiel mitgeliefert.
Bezug:
Lusise Bartkowski
Pongser Kamp 39
41239 Mönchengladbach
T. 02166/53544
mail: anluba@t-online.de
(10 Oktober 2007)
Nachtrag:
Meiner Erfahrung nach sind Gesellschaftsspiele für geburtsblinde oder kognitiv eingeschränkte Kinder nur bedingt attraktvi. Es ist doch recht mühsam, einen grösseren Spielplan zu ertasten und zu erfassen. Ich habe mich auf die Anschaffung weniger Spiele beschränkt und wundere mich, dass dieses hier einer der meistgelesensten Beiträge des Blogs ist.
Zu den Spielen, die es dort zu kaufen gibt, gehören viele Spiele von Haba, die oft schon taktil ganz toll getaltet sind, auch für sehende Kinder, wie Pasta Pasta und Obstgarten, aber auch Spiele für Größere, die mit Punktschrift versehen wurden. Einen aktuellen Katalog habe ich zur Zeit nicht, er wird erst mit dem neuen Spiel mitgeliefert.
Bezug:
Lusise Bartkowski
Pongser Kamp 39
41239 Mönchengladbach
T. 02166/53544
mail: anluba@t-online.de
(10 Oktober 2007)
Nachtrag:
Meiner Erfahrung nach sind Gesellschaftsspiele für geburtsblinde oder kognitiv eingeschränkte Kinder nur bedingt attraktvi. Es ist doch recht mühsam, einen grösseren Spielplan zu ertasten und zu erfassen. Ich habe mich auf die Anschaffung weniger Spiele beschränkt und wundere mich, dass dieses hier einer der meistgelesensten Beiträge des Blogs ist.
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Ausflugtip - Barfußpark in Gutach
julian 1997, 17:16h
Dieses Frühjahr haben wir es endlich geschafft, den Barfußpark in Gutach im Schwarzwald zu besuchen. An einem wunderschönen Frühlingstag haben wir uns aufgemacht und sind hingefahren. Es hat uns allen sehr gut dort gefallen, auch Julian ist den gesamten Pfad barfuß gelaufen und hat - entgegen seiner sonstigen Gewohnheit - sehr viel Spaß am Laufen gehabt, nur die letzten paar Meter war er erschöpft.
Es war nicht nur etwas für die Füße geboten - ganz schön gewöhnungsbedürftig waren die Untergründe teilweise für die schuhgewohnten Sohlen - sondern auch für die anderen Sinne. So gab es viele Stationen zum Tasten, Fühlen, Riechen oder Hören. Die Betreiber sind sehr nett, die Preise sind familienfreundlich (Familienkarte) und auch das direkt am Park liegende Lokal hat uns mit schneller, freundlicher Bedienung und unheimlich günstigen Preisen überzeugt. Ein gelungener Ausflug, den wir bestimmt einmal wiederholen werden!
Park mit allen Sinnen
Hauptstr. 95 (Eingang beim Gasthaus Löwen am Park)
77793 Gutach
Fam. Reichle
www.parkmitallensinnen.de
14:14 - 2 Oktober 2007
Es war nicht nur etwas für die Füße geboten - ganz schön gewöhnungsbedürftig waren die Untergründe teilweise für die schuhgewohnten Sohlen - sondern auch für die anderen Sinne. So gab es viele Stationen zum Tasten, Fühlen, Riechen oder Hören. Die Betreiber sind sehr nett, die Preise sind familienfreundlich (Familienkarte) und auch das direkt am Park liegende Lokal hat uns mit schneller, freundlicher Bedienung und unheimlich günstigen Preisen überzeugt. Ein gelungener Ausflug, den wir bestimmt einmal wiederholen werden!
Park mit allen Sinnen
Hauptstr. 95 (Eingang beim Gasthaus Löwen am Park)
77793 Gutach
Fam. Reichle
www.parkmitallensinnen.de
14:14 - 2 Oktober 2007
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Art. 12 GG
julian 1997, 17:16h
Projekt Mundenhof/Kontiki der Klasse Schuljahr 2002/2003 - Bilder, die für sich sprechen
Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.
Artikel 12 des Grundgesetzes
(5 Oktober 2007)
Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.
Artikel 12 des Grundgesetzes
(5 Oktober 2007)
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Rückblick 5 - Schulzeit, die nächsten drei Jahre - 2003 bis 2006
julian 1997, 17:15h
Ein Lehrer-Wechsel ist immer eine spannende Sache, 2003 war es bei Julian soweit. Die neue Lehrerin informierte immer sehr anschaulich über die Themen in der Klasse, da wurde Material für uns Eltern mitgebracht, die Bilder und sonstige Werke der Kinder hingen in der Klasse in greifbarer Höhe, überhaupt war das Zimmer sehr lebendig und warm gestaltet.
Sie und ich brauchten zwei Gespräche, bis wir eine gute Ebene hatten, um miteinander zu diskutieren, aber dann gelang es sehr gut. Bei ihr hatte ich auch das Gefühl, daß sie das, was ich von zu Hause berichtete, überdachte, und daß es Auswirkung auf ihre Arbeit mit Julian hatte. Ihr war es auch wichtig, Julian´s Zuhause kennen zu lernen, so fand ein Förderplan-Gespräch bei uns zu Hause statt.
Ich hatte u.a. angeregt, Julian nicht mit Fingerfarben malen zu lassen, sondern ihm andere Angebote zu machen, da ihm Farbe an sich ja nichts sagt. Dies wurde aufgegriffen, so durfte er dann mit verschiedenen Papiersorten, auch Tapetenresten, arbeiten, diese reißen und kleben.
Ein Jahr lang war eine sehr engagierte Referendarin in der Klasse, die Fachlehrerein für Blinden- pädagogik wurde. Es gab während Ihrer Zeit in der Klasse verschiedene Projekte mit gestalterischen Elementen, wie Gips- und Holzarbeiten.
Die Lehrerin regte auch ein Mobilitätstraining für Julian an, das er dann auch auf Rezept bekam. Es wurde von einer Mobilitätstrainerin aus der Blindenschule in Schramberg-Heiligenbronn durchgeführt. Seit dem legt Julian kleine Strecken mit dem Blindenstock zurück.
Der Lehrerin war es ein großes Anliegen, mit Julian zu arbeiten, da er, wenn man ihn ließ, einfach herumsaß und nichts tat, so ihre Aussage. Die anderen Kinder in der Klasse waren allesamt mobil, so daß sie sich die Zeit nehmen konnte, mit ihm Freizeit und Pausen zu gestalten, für die anderen war dann zeitweise der Zivildienstleistende zuständig. Auch wurde er auf meinen Wunsch hin endlich mit Blindenschrift konfrontiert, z.b. wurden seine Fibeln mit Blindenschrift bedruckt, der Tisch mit seinem Namen beklebt, etc.
Sie hatte eine enge und liebevolle Beziehung zu allen Kindern, das sah man am Umgang von ihr mit den Kindern und der Kinder mit ihr.
Sofort wurde auch der Wunsch der Eltern nach gemeinsamen gelegentlichen Frühstücken aufgegriffen, wir Elternvertreter organisierten die Zutaten, die Lehrerin sorgte für die Deko. So kamen wir Eltern miteinander in Kontakt, lernten uns gegenseitig und die Kinder kennen, wurden auch während des Jahres über die Klasse und Aktuelles informiert. Auch sorgte sie dafür, daß die Kinder dann eine zeitlang betreut wurden, so daß wir in Ruhe miteinader sprechen konnte. Man sieht also, was möglich ist, wenn ein guter Wille da ist.
Noch heute trauere ich der ganzen Atmosphäre nach.
In diese Zeit fielen auch zwei schwere Erkrankungen von Julian.
2004 erlitt Julian einen Blinddarmdurchbruch. Weil er sich so schlecht äußerte, wo es wehtat, der Verlauf unspezifisch war und der Blinddarm sich hinter einer Darmschlinge versteckte, so daß er im Ultraschall nicht sichtbar war, verloren wir wertvolle Zeit, da man in der Klinik nach dem Ausschluß- verfahren arbeitete. Nachdem die Entzündungwerte trotz Antibiotika ins Unermeßliche kletterten, wurde er quasi last minute operiert. Tagelang lag er danach auf Intensiv, wo er sehr gut betreut wurde.
Die Ärzte und Pfleger auf der Station waren wirklich klasse, hatten immer Zeit für unsere Fragen und nahmen das, was wir sagten, auch ernst. Wir wechselten uns tagsüber ab und ließen ihn nicht alleine. Es war ein tolles Team auf der Intensivstation des Josefskrankenhauses. Obwohl es ein paar richtig schwere Tage waren, habe ich mich dort menschlich und medizinisch sehr gut mit meinem Kind aufgehoben gefühlt.
2005 brach sich Julian in der Schule das Schienbein. Der Unfallhergang ist für mich bis heute nicht ganz nachvollziehbar. Aber bei Unfällen stehen die Menschen unter Schock und oft haben verschiedene Menschen auch verschiedenes beobachtet.
Julian rutschte während einer "Feuerübung" auf dem Schulgelände auf einer Nuss aus und fiel zu Boden, obwohl ihn die betreuende Person an der Hand hielt. Danach wollte er nicht mehr aufstehen und nahm eine Beinschonhaltung ein. Der Krankenpfleger fuhr zum nahegelegenen Krankenhaus in Waldkirch. Die Ärztin dort untersuchte ihn und röntgte nur den Oberschenkel, schickte das Kind mit einem Zäpfchen gegen Schmerzen und der Diagnose "Prellung" wieder weg.
Mich erreichte die Nachricht erst gegen Mittag, weil ich vormittags außer Haus war, mich auf dem Handy anzurufen, ist leider niemandem eingefallen. Als ich in der Schule ankam und Julian sah, wußte ich sofort, daß er starke Schmerzen und nicht nur eine Prellung hatte. Also sausten wir zum Kinderarzt, den ich über Handy verständigte, daß wir per Notfall kämen, der uns nach kurzer Untersuchung sofort an das Hedwigskrankenhaus verwies, wo man das ganze Bein röntge. Diagnose: Schienbeinbruch.
Das Bein wurde von Fuß bis Ende Oberschenkel eingegipst.
Leider konnte Julian nicht mit Krücken laufen, da er das nicht umsetzen konnte, mußte er sieben Wochen lang von uns umgesetzt und teilweise getragen werden. Wir bekamen leihweise einen Rollstuhl, an den ein Brett montiert war, auf das er das Bein legen konnte. Längere Ausflüge waren jedoch auch damit nicht möglich, da jede Bodenunebenheit Schmerzen und Unsicherheit auslösten.
In dieser Zeit habe ich mir so manches mal gewünscht, eine behinderten-gerechtere Wohnung zu haben. Auf die Toilette konnte er aufgrund des Gipses auch nicht gehen, so daß wir ihn auch tagsüber wieder windeln mußten.
Das war eine anstrengende Zeit für uns alle. Julian´s Vater war kurz vor dem Bandscheibenvorfall und erhielt von seinem Arzt ein absolutes Trageverbot. Zum Glück war Julian´s Bruder in der Lage, ihn die Treppe zur zweiten Etage hoch und runter zu tragen und mich zu den Kontrollen ins Krankenhaus zu begleiten, da ich den Jungen nicht mehr alleine heben konnte.
Wenn ich zum Einkaufen weg mußte, hat mich zum Glück meine Mutter unterstützt und so lange auf Julian aufgepaßt. Wir waren in dieser Zeit immer wieder auf Hilfe von außen angewiesen.
Nach Verheilen des Bruchs war es sehr schwierig für ihn, wieder Vertrauen in sein Bein und in seine Umwelt zu fassen. Insgesamt dauerte es ein gutes Jahr, bis die seelischen und körperlichen Folgen des Unfalls nicht mehr zu spüren waren.
Anfangs schrie er nur bei der Krankengymnastik. Das legte sich zum Glück nach 2 Behandlungen. Ich bewundere heute noch die Physiotherapeutin um ihre Ruhe und Gelassenheit. Genauso dafür, wie selbstverständlich sie mit ihm sprach, und davon ausging, daß er alles versteht. Und er setzte auch alles 1:1 um.
Die anderen Folgen wie z.b. das Innnehalten bei jeder kleinsten Bodenunebenheit und Wetterfühligkeit blieben jedoch noch lange. Die körperliche Fitneß hatte er erst nach 1 Jahr wieder erreicht.
Diese beiden Ereigenisse haben uns nochmal ganz deutlich gemacht, wie wichtig Kommunikation ist. Hätte er besser und deutlicher für Außenstehende kommuniziert, hätte ihm in beiden Fällen besser und schneller geholfen werden können.
Seit dem ist Sprache ein großes Thema bei uns. Inzwischen kann Julian Wünsche, was er gerne tun möchte, besser äußern, in dem er einen kleinen zusammenhängenden Satz spricht.
( 25 Oktober 2007 )
Sie und ich brauchten zwei Gespräche, bis wir eine gute Ebene hatten, um miteinander zu diskutieren, aber dann gelang es sehr gut. Bei ihr hatte ich auch das Gefühl, daß sie das, was ich von zu Hause berichtete, überdachte, und daß es Auswirkung auf ihre Arbeit mit Julian hatte. Ihr war es auch wichtig, Julian´s Zuhause kennen zu lernen, so fand ein Förderplan-Gespräch bei uns zu Hause statt.
Ich hatte u.a. angeregt, Julian nicht mit Fingerfarben malen zu lassen, sondern ihm andere Angebote zu machen, da ihm Farbe an sich ja nichts sagt. Dies wurde aufgegriffen, so durfte er dann mit verschiedenen Papiersorten, auch Tapetenresten, arbeiten, diese reißen und kleben.
Ein Jahr lang war eine sehr engagierte Referendarin in der Klasse, die Fachlehrerein für Blinden- pädagogik wurde. Es gab während Ihrer Zeit in der Klasse verschiedene Projekte mit gestalterischen Elementen, wie Gips- und Holzarbeiten.
Die Lehrerin regte auch ein Mobilitätstraining für Julian an, das er dann auch auf Rezept bekam. Es wurde von einer Mobilitätstrainerin aus der Blindenschule in Schramberg-Heiligenbronn durchgeführt. Seit dem legt Julian kleine Strecken mit dem Blindenstock zurück.
Der Lehrerin war es ein großes Anliegen, mit Julian zu arbeiten, da er, wenn man ihn ließ, einfach herumsaß und nichts tat, so ihre Aussage. Die anderen Kinder in der Klasse waren allesamt mobil, so daß sie sich die Zeit nehmen konnte, mit ihm Freizeit und Pausen zu gestalten, für die anderen war dann zeitweise der Zivildienstleistende zuständig. Auch wurde er auf meinen Wunsch hin endlich mit Blindenschrift konfrontiert, z.b. wurden seine Fibeln mit Blindenschrift bedruckt, der Tisch mit seinem Namen beklebt, etc.
Sie hatte eine enge und liebevolle Beziehung zu allen Kindern, das sah man am Umgang von ihr mit den Kindern und der Kinder mit ihr.
Sofort wurde auch der Wunsch der Eltern nach gemeinsamen gelegentlichen Frühstücken aufgegriffen, wir Elternvertreter organisierten die Zutaten, die Lehrerin sorgte für die Deko. So kamen wir Eltern miteinander in Kontakt, lernten uns gegenseitig und die Kinder kennen, wurden auch während des Jahres über die Klasse und Aktuelles informiert. Auch sorgte sie dafür, daß die Kinder dann eine zeitlang betreut wurden, so daß wir in Ruhe miteinader sprechen konnte. Man sieht also, was möglich ist, wenn ein guter Wille da ist.
Noch heute trauere ich der ganzen Atmosphäre nach.
In diese Zeit fielen auch zwei schwere Erkrankungen von Julian.
2004 erlitt Julian einen Blinddarmdurchbruch. Weil er sich so schlecht äußerte, wo es wehtat, der Verlauf unspezifisch war und der Blinddarm sich hinter einer Darmschlinge versteckte, so daß er im Ultraschall nicht sichtbar war, verloren wir wertvolle Zeit, da man in der Klinik nach dem Ausschluß- verfahren arbeitete. Nachdem die Entzündungwerte trotz Antibiotika ins Unermeßliche kletterten, wurde er quasi last minute operiert. Tagelang lag er danach auf Intensiv, wo er sehr gut betreut wurde.
Die Ärzte und Pfleger auf der Station waren wirklich klasse, hatten immer Zeit für unsere Fragen und nahmen das, was wir sagten, auch ernst. Wir wechselten uns tagsüber ab und ließen ihn nicht alleine. Es war ein tolles Team auf der Intensivstation des Josefskrankenhauses. Obwohl es ein paar richtig schwere Tage waren, habe ich mich dort menschlich und medizinisch sehr gut mit meinem Kind aufgehoben gefühlt.
2005 brach sich Julian in der Schule das Schienbein. Der Unfallhergang ist für mich bis heute nicht ganz nachvollziehbar. Aber bei Unfällen stehen die Menschen unter Schock und oft haben verschiedene Menschen auch verschiedenes beobachtet.
Julian rutschte während einer "Feuerübung" auf dem Schulgelände auf einer Nuss aus und fiel zu Boden, obwohl ihn die betreuende Person an der Hand hielt. Danach wollte er nicht mehr aufstehen und nahm eine Beinschonhaltung ein. Der Krankenpfleger fuhr zum nahegelegenen Krankenhaus in Waldkirch. Die Ärztin dort untersuchte ihn und röntgte nur den Oberschenkel, schickte das Kind mit einem Zäpfchen gegen Schmerzen und der Diagnose "Prellung" wieder weg.
Mich erreichte die Nachricht erst gegen Mittag, weil ich vormittags außer Haus war, mich auf dem Handy anzurufen, ist leider niemandem eingefallen. Als ich in der Schule ankam und Julian sah, wußte ich sofort, daß er starke Schmerzen und nicht nur eine Prellung hatte. Also sausten wir zum Kinderarzt, den ich über Handy verständigte, daß wir per Notfall kämen, der uns nach kurzer Untersuchung sofort an das Hedwigskrankenhaus verwies, wo man das ganze Bein röntge. Diagnose: Schienbeinbruch.
Das Bein wurde von Fuß bis Ende Oberschenkel eingegipst.
Leider konnte Julian nicht mit Krücken laufen, da er das nicht umsetzen konnte, mußte er sieben Wochen lang von uns umgesetzt und teilweise getragen werden. Wir bekamen leihweise einen Rollstuhl, an den ein Brett montiert war, auf das er das Bein legen konnte. Längere Ausflüge waren jedoch auch damit nicht möglich, da jede Bodenunebenheit Schmerzen und Unsicherheit auslösten.
In dieser Zeit habe ich mir so manches mal gewünscht, eine behinderten-gerechtere Wohnung zu haben. Auf die Toilette konnte er aufgrund des Gipses auch nicht gehen, so daß wir ihn auch tagsüber wieder windeln mußten.
Das war eine anstrengende Zeit für uns alle. Julian´s Vater war kurz vor dem Bandscheibenvorfall und erhielt von seinem Arzt ein absolutes Trageverbot. Zum Glück war Julian´s Bruder in der Lage, ihn die Treppe zur zweiten Etage hoch und runter zu tragen und mich zu den Kontrollen ins Krankenhaus zu begleiten, da ich den Jungen nicht mehr alleine heben konnte.
Wenn ich zum Einkaufen weg mußte, hat mich zum Glück meine Mutter unterstützt und so lange auf Julian aufgepaßt. Wir waren in dieser Zeit immer wieder auf Hilfe von außen angewiesen.
Nach Verheilen des Bruchs war es sehr schwierig für ihn, wieder Vertrauen in sein Bein und in seine Umwelt zu fassen. Insgesamt dauerte es ein gutes Jahr, bis die seelischen und körperlichen Folgen des Unfalls nicht mehr zu spüren waren.
Anfangs schrie er nur bei der Krankengymnastik. Das legte sich zum Glück nach 2 Behandlungen. Ich bewundere heute noch die Physiotherapeutin um ihre Ruhe und Gelassenheit. Genauso dafür, wie selbstverständlich sie mit ihm sprach, und davon ausging, daß er alles versteht. Und er setzte auch alles 1:1 um.
Die anderen Folgen wie z.b. das Innnehalten bei jeder kleinsten Bodenunebenheit und Wetterfühligkeit blieben jedoch noch lange. Die körperliche Fitneß hatte er erst nach 1 Jahr wieder erreicht.
Diese beiden Ereigenisse haben uns nochmal ganz deutlich gemacht, wie wichtig Kommunikation ist. Hätte er besser und deutlicher für Außenstehende kommuniziert, hätte ihm in beiden Fällen besser und schneller geholfen werden können.
Seit dem ist Sprache ein großes Thema bei uns. Inzwischen kann Julian Wünsche, was er gerne tun möchte, besser äußern, in dem er einen kleinen zusammenhängenden Satz spricht.
( 25 Oktober 2007 )
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Rückblick 4 - Schulzeit - die ersten drei Jahre - 2000 bis 2003
julian 1997, 17:14h
Ein neuer Abschnitt beginnt mit jeder Einschulung, bei Julian war es für uns jedoch ganz besonders.
Wir entschieden uns nach langem Überlegen für die Sehbehinderten-Schule St. Michael in Waldkirch, um eine Beschulung in einer weit entfernten Blindenschule zu umgehen, da wir uns das für unseren damals 7-jährigen einfach nicht vorstellen konnten. Die nächsten Blinden-Schulen befinden sich in Ilvesheim bei Mannheim oder Schramberg im Schwarzwald, die Unterbringung im Internat wäre dort unausweichlich.
Sehbehindert und Blind ist doch irgendwie ähnlich - so dachten wir.
Wir wurden von einem Lehrer, der in der Frühförderung tätig war, "geworben" mit den folgenden Worten:
Die personelle Besetzung in der Abteilung für Mehrfachbehinderte, in die unser Sohn kommen würde, sei sehr gut. Dort gebe es immer Zivis, Krankengymnasten sowie Refrendare.
An der Schule gebe es einen Lehrer, der Blindenschrift unterrichten würde.
So die Theorie.
Die Realität sah dann teilweise etwas anders aus. Im ersten Schuljahr bestand Julian´s Klasse aus drei!!! schwerstbehinderten Kindern, einem relativ fitten gleichaltrigen Jungen namens Benedikt mit einem Glasauge und einem gesunden Auge, und unser ebenfalls nicht sonderlich fitten Julian.
Die drei schwerstbehinderten Kinder waren allesamt Rollstuhl-Kinder, ein Mädchen war schwer krank und völlig hilflos, ein Mädchen konnte auf dem Po rutschend sich fortbewegen, das dritte Kind konnte auf dem Rollbrett sich fortbewegen, aber nicht alleine sitzen oder sich selber aus dem Rollstuhl heben. In dieser Klasse gab es genau eine Lehrerin und einen Zivi!
Der Personal-Schlüssel in körbehinderten Schulen ist viel höher, St. Michael habe den für geistig behinderte Schule, der eben niedriger sei, sagte mir der Rektor, als ich ihn auf diesen Mißstand ansprach. Anträge an´s Oberschulamt seien gestellt und negativ beschieden worden. Was soll man dazu sagen???
Das erste Schuljahr war für unser Kind nicht so besonders, das merkte ich deutlich an seinen Reaktionen, wenn er in die Schule sollte oder heimkam.
Nach einigen Wochen suchte ich deshalb das Gespräch mit der Lehrerin. Der Austausch war in Ordnung. Ich denke im Nachhinein, daß es für sie relativ schwer war, für unser Kind ein Beschäftigungs-Konzept zu finden, auch noch in dieser Klassenkonstellation.
Es ist grundsätzlich gar nicht so einfach, für ein blindes Kind Ideen zu entwickeln, denn blinde Kinder beschäftigen sich und spielen einfach anders als sehende Kinder.
Beim gemeinsamen Kochen in der Schule z.b. interessierte sich Julian sehr für die Tätigkeiten und die verschiedenen Gerätschaften. Ein Thema war auch ein "be-greifbarer" Stundenplan. Dennoch gab es immer wieder Zeiträume, in denen Julian keine Beschäftigung fand laut Lehrkraft.
Als Resultat aus den Gesprächen zwischen Lehrerin und mir wurde dann ein Spiel aus Luise Bartkowski´s Sortiment angeschafft, die Fädelraupe, die dann auch von der Lehrerin mit Julian in der Schule gespielt wurde. Denn meines Erachtens gab es wenig Interessantes für Julian unter den Spielsachen im Klassenzimmer.
Große Mühe hatte unser Kind mit dem langen Schultag, er wurde morgens um halb acht von einem Schüler-Beförderungs-Unternehmen abgeholt und mittags an zwei Tagen um halb zwei, an drei Tagen um vier Uhr wieder gebracht. Das war für ihn viel zu lang, die Nachmittage hat er dort teilweise verschlafen.
Ein Referendar war im ersten Jahr überhaupt nicht in der Klasse. Dazu muß man wissen, daß ein Referendar nur stundenweise in der Klasse ist, i.d.R. an ein bis zwei Tagen.
Das zweite Jahr lief schon besser, da sich die Klasse zu Gunsten aller veränderte, Julian in der Schule angekommen war, es sich einfach alles ein wenig eingespielt hatte. Endlich kam auch eine Referendarin als Unterstützung der Lehrerin dazu. Große Probleme bereitete der Toilettengang in der Schule, immer wieder gab es nasse Unterhosen und Hosen. Gerne wurden Windeln genommen, wenn Julian z.b. in Projekte, also zu eher fremden Lehrkräften ging.
Im zweiten Schuljahr war eine sehr engagierte Lehrerin stundenweise in der Klasse, in Kooperation mit ihr und der Lehrkraft fuhren die Kinder zum ersten mal für eine Nacht ins Landschulheim nach Menzenschwand in eine Ferienwohnung. Der Zivi war auch mit dabei. Den Kindern hat es ausnahmslos gut gefallen.
2003 kam ein toller Referendar in die Klasse, ihm war es zu verdanken, daß die Kinder an einem Projekt auf dem Freiburger Mundehof im Rahmen von Kontiki teilnehmen durften. So ging es regelmäßig zum Mundenhof, um dort u.a. mit den Tieren zu arbeiten. Bilder, die für sich sprechen, hiervon im nächsten Eintrag.
Unser Antrag während dieser Jahre beim Sozial- und Jugendamt auf Förderung außerhalb der Schule, z.b. LPF(=lebenspraktische Fertigkeiten), wurde abgeschmettert mit der Begründung, das müsse die Schule leisten. In der Schule erfuhr ich dann, daß LPF eine Spezial-Ausbildung ist, die mehrere tausend Euro kosten würde und die Lehrer allerhöchstens freiwillig absolvieren könnten, die aber in Waldkirch niemand habe.
Im den ersten beiden Jahren bekam Julian in der Schule keinerlei zusätzliche Förderung wie z.b. Krankengymnastik oder Logopädie, denn nachdem ich zuerst mit den Physiotherapeuten sprechen wollte, bevor das von der Schulärztin über meinen Kopf hinweg entschieden wurde, gab es keinen Platz mehr für mein Kind im Stundenplan der Therapeuten. Eine festangestellte oder externe Logopädin gab es gar nicht an der Schule.
Von Anfang an wurde unser blinder Sohn nicht von einem Blindenpädagogen unterrichtet, sondern von Lehrern für Geistigbehinderte oder Körperbehinderte.
Das Resultat vieler Gespräch mit dem Rektor der Schule in Bezug auf unser Dilemma LPF war immerhin, daß er realisierte, daß die Anforderungen an die Lehrkräfte und Internatserzieher steigen und inzwischen gibt es ein Fortbildungsangebot an der Blindenschule Würzburg, das dort über einen Zeitraum von einem Jahr an diversen Wochenenden stattfindet. Das Angebot wird von einigen Kräften gerne angenommen.
An einem Pädagogischen Tag referierten zwei Erzieher über Erlebtes, das war sehr interessant. Die Elternschaft wird in St. Michael zu den pädagogischen Tagen i.d.R. eingeladen, und ich habe teilnehmen können. Es war ein sehr informativer Vormittag, vieles wurde angesprochen, konnte aber leider nicht vertieft werden.
( 10 Oktober 2007)
Wir entschieden uns nach langem Überlegen für die Sehbehinderten-Schule St. Michael in Waldkirch, um eine Beschulung in einer weit entfernten Blindenschule zu umgehen, da wir uns das für unseren damals 7-jährigen einfach nicht vorstellen konnten. Die nächsten Blinden-Schulen befinden sich in Ilvesheim bei Mannheim oder Schramberg im Schwarzwald, die Unterbringung im Internat wäre dort unausweichlich.
Sehbehindert und Blind ist doch irgendwie ähnlich - so dachten wir.
Wir wurden von einem Lehrer, der in der Frühförderung tätig war, "geworben" mit den folgenden Worten:
Die personelle Besetzung in der Abteilung für Mehrfachbehinderte, in die unser Sohn kommen würde, sei sehr gut. Dort gebe es immer Zivis, Krankengymnasten sowie Refrendare.
An der Schule gebe es einen Lehrer, der Blindenschrift unterrichten würde.
So die Theorie.
Die Realität sah dann teilweise etwas anders aus. Im ersten Schuljahr bestand Julian´s Klasse aus drei!!! schwerstbehinderten Kindern, einem relativ fitten gleichaltrigen Jungen namens Benedikt mit einem Glasauge und einem gesunden Auge, und unser ebenfalls nicht sonderlich fitten Julian.
Die drei schwerstbehinderten Kinder waren allesamt Rollstuhl-Kinder, ein Mädchen war schwer krank und völlig hilflos, ein Mädchen konnte auf dem Po rutschend sich fortbewegen, das dritte Kind konnte auf dem Rollbrett sich fortbewegen, aber nicht alleine sitzen oder sich selber aus dem Rollstuhl heben. In dieser Klasse gab es genau eine Lehrerin und einen Zivi!
Der Personal-Schlüssel in körbehinderten Schulen ist viel höher, St. Michael habe den für geistig behinderte Schule, der eben niedriger sei, sagte mir der Rektor, als ich ihn auf diesen Mißstand ansprach. Anträge an´s Oberschulamt seien gestellt und negativ beschieden worden. Was soll man dazu sagen???
Das erste Schuljahr war für unser Kind nicht so besonders, das merkte ich deutlich an seinen Reaktionen, wenn er in die Schule sollte oder heimkam.
Nach einigen Wochen suchte ich deshalb das Gespräch mit der Lehrerin. Der Austausch war in Ordnung. Ich denke im Nachhinein, daß es für sie relativ schwer war, für unser Kind ein Beschäftigungs-Konzept zu finden, auch noch in dieser Klassenkonstellation.
Es ist grundsätzlich gar nicht so einfach, für ein blindes Kind Ideen zu entwickeln, denn blinde Kinder beschäftigen sich und spielen einfach anders als sehende Kinder.
Beim gemeinsamen Kochen in der Schule z.b. interessierte sich Julian sehr für die Tätigkeiten und die verschiedenen Gerätschaften. Ein Thema war auch ein "be-greifbarer" Stundenplan. Dennoch gab es immer wieder Zeiträume, in denen Julian keine Beschäftigung fand laut Lehrkraft.
Als Resultat aus den Gesprächen zwischen Lehrerin und mir wurde dann ein Spiel aus Luise Bartkowski´s Sortiment angeschafft, die Fädelraupe, die dann auch von der Lehrerin mit Julian in der Schule gespielt wurde. Denn meines Erachtens gab es wenig Interessantes für Julian unter den Spielsachen im Klassenzimmer.
Große Mühe hatte unser Kind mit dem langen Schultag, er wurde morgens um halb acht von einem Schüler-Beförderungs-Unternehmen abgeholt und mittags an zwei Tagen um halb zwei, an drei Tagen um vier Uhr wieder gebracht. Das war für ihn viel zu lang, die Nachmittage hat er dort teilweise verschlafen.
Ein Referendar war im ersten Jahr überhaupt nicht in der Klasse. Dazu muß man wissen, daß ein Referendar nur stundenweise in der Klasse ist, i.d.R. an ein bis zwei Tagen.
Das zweite Jahr lief schon besser, da sich die Klasse zu Gunsten aller veränderte, Julian in der Schule angekommen war, es sich einfach alles ein wenig eingespielt hatte. Endlich kam auch eine Referendarin als Unterstützung der Lehrerin dazu. Große Probleme bereitete der Toilettengang in der Schule, immer wieder gab es nasse Unterhosen und Hosen. Gerne wurden Windeln genommen, wenn Julian z.b. in Projekte, also zu eher fremden Lehrkräften ging.
Im zweiten Schuljahr war eine sehr engagierte Lehrerin stundenweise in der Klasse, in Kooperation mit ihr und der Lehrkraft fuhren die Kinder zum ersten mal für eine Nacht ins Landschulheim nach Menzenschwand in eine Ferienwohnung. Der Zivi war auch mit dabei. Den Kindern hat es ausnahmslos gut gefallen.
2003 kam ein toller Referendar in die Klasse, ihm war es zu verdanken, daß die Kinder an einem Projekt auf dem Freiburger Mundehof im Rahmen von Kontiki teilnehmen durften. So ging es regelmäßig zum Mundenhof, um dort u.a. mit den Tieren zu arbeiten. Bilder, die für sich sprechen, hiervon im nächsten Eintrag.
Unser Antrag während dieser Jahre beim Sozial- und Jugendamt auf Förderung außerhalb der Schule, z.b. LPF(=lebenspraktische Fertigkeiten), wurde abgeschmettert mit der Begründung, das müsse die Schule leisten. In der Schule erfuhr ich dann, daß LPF eine Spezial-Ausbildung ist, die mehrere tausend Euro kosten würde und die Lehrer allerhöchstens freiwillig absolvieren könnten, die aber in Waldkirch niemand habe.
Im den ersten beiden Jahren bekam Julian in der Schule keinerlei zusätzliche Förderung wie z.b. Krankengymnastik oder Logopädie, denn nachdem ich zuerst mit den Physiotherapeuten sprechen wollte, bevor das von der Schulärztin über meinen Kopf hinweg entschieden wurde, gab es keinen Platz mehr für mein Kind im Stundenplan der Therapeuten. Eine festangestellte oder externe Logopädin gab es gar nicht an der Schule.
Von Anfang an wurde unser blinder Sohn nicht von einem Blindenpädagogen unterrichtet, sondern von Lehrern für Geistigbehinderte oder Körperbehinderte.
Das Resultat vieler Gespräch mit dem Rektor der Schule in Bezug auf unser Dilemma LPF war immerhin, daß er realisierte, daß die Anforderungen an die Lehrkräfte und Internatserzieher steigen und inzwischen gibt es ein Fortbildungsangebot an der Blindenschule Würzburg, das dort über einen Zeitraum von einem Jahr an diversen Wochenenden stattfindet. Das Angebot wird von einigen Kräften gerne angenommen.
An einem Pädagogischen Tag referierten zwei Erzieher über Erlebtes, das war sehr interessant. Die Elternschaft wird in St. Michael zu den pädagogischen Tagen i.d.R. eingeladen, und ich habe teilnehmen können. Es war ein sehr informativer Vormittag, vieles wurde angesprochen, konnte aber leider nicht vertieft werden.
( 10 Oktober 2007)
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ISaR
julian 1997, 17:13h
Eine ganz interessante Seite für Lehrer und Eltern ist www.isar-projekt.de
Viele Eltern gehen dazu über, sehbehinderte und blinde Kinder integrativ zu beschulen. Die Ideen und Lösungen, die Lehrer für den Unterricht gefunden haben, können sie auf dieser Seite zusammen tragen. Es gibt hier viel nachzulesen, u.a. auch eine ganze Menge interessanter und nützlicher Adressen.
(15 Oktober 2007)
Viele Eltern gehen dazu über, sehbehinderte und blinde Kinder integrativ zu beschulen. Die Ideen und Lösungen, die Lehrer für den Unterricht gefunden haben, können sie auf dieser Seite zusammen tragen. Es gibt hier viel nachzulesen, u.a. auch eine ganze Menge interessanter und nützlicher Adressen.
(15 Oktober 2007)
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Rückblick 4 - Schulzeit - die ersten drei Jahre - 2000 bis 2003
julian 1997, 17:13h
Ein neuer Abschnitt beginnt mit jeder Einschulung, bei Julian war es für uns jedoch ganz besonders.
Wir entschieden uns nach langem Überlegen für die Sehbehinderten-Schule St. Michael in Waldkirch, um eine Beschulung in einer weit entfernten Blindenschule zu umgehen, da wir uns das für unseren damals 7-jährigen einfach nicht vorstellen konnten. Die nächsten Blinden-Schulen befinden sich in Ilvesheim bei Mannheim oder Schramberg im Schwarzwald, die Unterbringung im Internat wäre dort unausweichlich.
Sehbehindert und Blind ist doch irgendwie ähnlich - so dachten wir.
Wir wurden von einem Lehrer, der in der Frühförderung tätig war, "geworben" mit den folgenden Worten:
Die personelle Besetzung in der Abteilung für Mehrfachbehinderte, in die unser Sohn kommen würde, sei sehr gut. Dort gebe es immer Zivis, Krankengymnasten sowie Refrendare.
An der Schule gebe es einen Lehrer, der Blindenschrift unterrichten würde.
So die Theorie.
Die Realität sah dann teilweise etwas anders aus. Im ersten Schuljahr bestand Julian´s Klasse aus drei!!! schwerstbehinderten Kindern, einem relativ fitten gleichaltrigen Jungen namens Benedikt mit einem Glasauge und einem gesunden Auge, und unser ebenfalls nicht sonderlich fitten Julian.
Die drei schwerstbehinderten Kinder waren allesamt Rollstuhl-Kinder, ein Mädchen war schwer krank und völlig hilflos, ein Mädchen konnte auf dem Po rutschend sich fortbewegen, das dritte Kind konnte auf dem Rollbrett sich fortbewegen, aber nicht alleine sitzen oder sich selber aus dem Rollstuhl heben. In dieser Klasse gab es genau eine Lehrerin und einen Zivi!
Der Personal-Schlüssel in körbehinderten Schulen ist viel höher, St. Michael habe den für geistig behinderte Schule, der eben niedriger sei, sagte mir der Rektor, als ich ihn auf diesen Mißstand ansprach. Anträge an´s Oberschulamt seien gestellt und negativ beschieden worden. Was soll man dazu sagen???
Das erste Schuljahr war für unser Kind nicht so besonders, das merkte ich deutlich an seinen Reaktionen, wenn er in die Schule sollte oder heimkam.
Nach einigen Wochen suchte ich deshalb das Gespräch mit der Lehrerin. Der Austausch war in Ordnung. Ich denke im Nachhinein, daß es für sie relativ schwer war, für unser Kind ein Beschäftigungs-Konzept zu finden, auch noch in dieser Klassenkonstellation.
Es ist grundsätzlich gar nicht so einfach, für ein blindes Kind Ideen zu entwickeln, denn blinde Kinder beschäftigen sich und spielen einfach anders als sehende Kinder.
Beim gemeinsamen Kochen in der Schule z.b. interessierte sich Julian sehr für die Tätigkeiten und die verschiedenen Gerätschaften. Ein Thema war auch ein "be-greifbarer" Stundenplan. Dennoch gab es immer wieder Zeiträume, in denen Julian keine Beschäftigung fand laut Lehrkraft.
Als Resultat aus den Gesprächen zwischen Lehrerin und mir wurde dann ein Spiel aus Luise Bartkowski´s Sortiment angeschafft, die Fädelraupe, die dann auch von der Lehrerin mit Julian in der Schule gespielt wurde. Denn meines Erachtens gab es wenig Interessantes für Julian unter den Spielsachen im Klassenzimmer.
Große Mühe hatte unser Kind mit dem langen Schultag, er wurde morgens um halb acht von einem Schüler-Beförderungs-Unternehmen abgeholt und mittags an zwei Tagen um halb zwei, an drei Tagen um vier Uhr wieder gebracht. Das war für ihn viel zu lang, die Nachmittage hat er dort teilweise verschlafen.
Ein Referendar war im ersten Jahr überhaupt nicht in der Klasse. Dazu muß man wissen, daß ein Referendar nur stundenweise in der Klasse ist, i.d.R. an ein bis zwei Tagen.
Das zweite Jahr lief schon besser, da sich die Klasse zu Gunsten aller veränderte, Julian in der Schule angekommen war, es sich einfach alles ein wenig eingespielt hatte. Endlich kam auch eine Referendarin als Unterstützung der Lehrerin dazu. Große Probleme bereitete der Toilettengang in der Schule, immer wieder gab es nasse Unterhosen und Hosen. Gerne wurden Windeln genommen, wenn Julian z.b. in Projekte, also zu eher fremden Lehrkräften ging.
Im zweiten Schuljahr war eine sehr engagierte Lehrerin stundenweise in der Klasse, in Kooperation mit ihr und der Lehrkraft fuhren die Kinder zum ersten mal für eine Nacht ins Landschulheim nach Menzenschwand in eine Ferienwohnung. Der Zivi war auch mit dabei. Den Kindern hat es ausnahmslos gut gefallen.
2003 kam ein toller Referendar in die Klasse, ihm war es zu verdanken, daß die Kinder an einem Projekt auf dem Freiburger Mundehof im Rahmen von Kontiki teilnehmen durften. So ging es regelmäßig zum Mundenhof, um dort u.a. mit den Tieren zu arbeiten. Bilder, die für sich sprechen, hiervon im nächsten Eintrag.
Unser Antrag während dieser Jahre beim Sozial- und Jugendamt auf Förderung außerhalb der Schule, z.b. LPF(=lebenspraktische Fertigkeiten), wurde abgeschmettert mit der Begründung, das müsse die Schule leisten. In der Schule erfuhr ich dann, daß LPF eine Spezial-Ausbildung ist, die mehrere tausend Euro kosten würde und die Lehrer allerhöchstens freiwillig absolvieren könnten, die aber in Waldkirch niemand habe.
Im den ersten beiden Jahren bekam Julian in der Schule keinerlei zusätzliche Förderung wie z.b. Krankengymnastik oder Logopädie, denn nachdem ich zuerst mit den Physiotherapeuten sprechen wollte, bevor das von der Schulärztin über meinen Kopf hinweg entschieden wurde, gab es keinen Platz mehr für mein Kind im Stundenplan der Therapeuten. Eine festangestellte oder externe Logopädin gab es gar nicht an der Schule.
Von Anfang an wurde unser blinder Sohn nicht von einem Blindenpädagogen unterrichtet, sondern von Lehrern für Geistigbehinderte oder Körperbehinderte.
Das Resultat vieler Gespräch mit dem Rektor der Schule in Bezug auf unser Dilemma LPF war immerhin, daß er realisierte, daß die Anforderungen an die Lehrkräfte und Internatserzieher steigen und inzwischen gibt es ein Fortbildungsangebot an der Blindenschule Würzburg, das dort über einen Zeitraum von einem Jahr an diversen Wochenenden stattfindet. Das Angebot wird von einigen Kräften gerne angenommen.
An einem Pädagogischen Tag referierten zwei Erzieher über Erlebtes, das war sehr interessant. Die Elternschaft wird in St. Michael zu den pädagogischen Tagen i.d.R. eingeladen, und ich habe teilnehmen können. Es war ein sehr informativer Vormittag, vieles wurde angesprochen, konnte aber leider nicht vertieft werden.
(10 Oktober 2007)
Wir entschieden uns nach langem Überlegen für die Sehbehinderten-Schule St. Michael in Waldkirch, um eine Beschulung in einer weit entfernten Blindenschule zu umgehen, da wir uns das für unseren damals 7-jährigen einfach nicht vorstellen konnten. Die nächsten Blinden-Schulen befinden sich in Ilvesheim bei Mannheim oder Schramberg im Schwarzwald, die Unterbringung im Internat wäre dort unausweichlich.
Sehbehindert und Blind ist doch irgendwie ähnlich - so dachten wir.
Wir wurden von einem Lehrer, der in der Frühförderung tätig war, "geworben" mit den folgenden Worten:
Die personelle Besetzung in der Abteilung für Mehrfachbehinderte, in die unser Sohn kommen würde, sei sehr gut. Dort gebe es immer Zivis, Krankengymnasten sowie Refrendare.
An der Schule gebe es einen Lehrer, der Blindenschrift unterrichten würde.
So die Theorie.
Die Realität sah dann teilweise etwas anders aus. Im ersten Schuljahr bestand Julian´s Klasse aus drei!!! schwerstbehinderten Kindern, einem relativ fitten gleichaltrigen Jungen namens Benedikt mit einem Glasauge und einem gesunden Auge, und unser ebenfalls nicht sonderlich fitten Julian.
Die drei schwerstbehinderten Kinder waren allesamt Rollstuhl-Kinder, ein Mädchen war schwer krank und völlig hilflos, ein Mädchen konnte auf dem Po rutschend sich fortbewegen, das dritte Kind konnte auf dem Rollbrett sich fortbewegen, aber nicht alleine sitzen oder sich selber aus dem Rollstuhl heben. In dieser Klasse gab es genau eine Lehrerin und einen Zivi!
Der Personal-Schlüssel in körbehinderten Schulen ist viel höher, St. Michael habe den für geistig behinderte Schule, der eben niedriger sei, sagte mir der Rektor, als ich ihn auf diesen Mißstand ansprach. Anträge an´s Oberschulamt seien gestellt und negativ beschieden worden. Was soll man dazu sagen???
Das erste Schuljahr war für unser Kind nicht so besonders, das merkte ich deutlich an seinen Reaktionen, wenn er in die Schule sollte oder heimkam.
Nach einigen Wochen suchte ich deshalb das Gespräch mit der Lehrerin. Der Austausch war in Ordnung. Ich denke im Nachhinein, daß es für sie relativ schwer war, für unser Kind ein Beschäftigungs-Konzept zu finden, auch noch in dieser Klassenkonstellation.
Es ist grundsätzlich gar nicht so einfach, für ein blindes Kind Ideen zu entwickeln, denn blinde Kinder beschäftigen sich und spielen einfach anders als sehende Kinder.
Beim gemeinsamen Kochen in der Schule z.b. interessierte sich Julian sehr für die Tätigkeiten und die verschiedenen Gerätschaften. Ein Thema war auch ein "be-greifbarer" Stundenplan. Dennoch gab es immer wieder Zeiträume, in denen Julian keine Beschäftigung fand laut Lehrkraft.
Als Resultat aus den Gesprächen zwischen Lehrerin und mir wurde dann ein Spiel aus Luise Bartkowski´s Sortiment angeschafft, die Fädelraupe, die dann auch von der Lehrerin mit Julian in der Schule gespielt wurde. Denn meines Erachtens gab es wenig Interessantes für Julian unter den Spielsachen im Klassenzimmer.
Große Mühe hatte unser Kind mit dem langen Schultag, er wurde morgens um halb acht von einem Schüler-Beförderungs-Unternehmen abgeholt und mittags an zwei Tagen um halb zwei, an drei Tagen um vier Uhr wieder gebracht. Das war für ihn viel zu lang, die Nachmittage hat er dort teilweise verschlafen.
Ein Referendar war im ersten Jahr überhaupt nicht in der Klasse. Dazu muß man wissen, daß ein Referendar nur stundenweise in der Klasse ist, i.d.R. an ein bis zwei Tagen.
Das zweite Jahr lief schon besser, da sich die Klasse zu Gunsten aller veränderte, Julian in der Schule angekommen war, es sich einfach alles ein wenig eingespielt hatte. Endlich kam auch eine Referendarin als Unterstützung der Lehrerin dazu. Große Probleme bereitete der Toilettengang in der Schule, immer wieder gab es nasse Unterhosen und Hosen. Gerne wurden Windeln genommen, wenn Julian z.b. in Projekte, also zu eher fremden Lehrkräften ging.
Im zweiten Schuljahr war eine sehr engagierte Lehrerin stundenweise in der Klasse, in Kooperation mit ihr und der Lehrkraft fuhren die Kinder zum ersten mal für eine Nacht ins Landschulheim nach Menzenschwand in eine Ferienwohnung. Der Zivi war auch mit dabei. Den Kindern hat es ausnahmslos gut gefallen.
2003 kam ein toller Referendar in die Klasse, ihm war es zu verdanken, daß die Kinder an einem Projekt auf dem Freiburger Mundehof im Rahmen von Kontiki teilnehmen durften. So ging es regelmäßig zum Mundenhof, um dort u.a. mit den Tieren zu arbeiten. Bilder, die für sich sprechen, hiervon im nächsten Eintrag.
Unser Antrag während dieser Jahre beim Sozial- und Jugendamt auf Förderung außerhalb der Schule, z.b. LPF(=lebenspraktische Fertigkeiten), wurde abgeschmettert mit der Begründung, das müsse die Schule leisten. In der Schule erfuhr ich dann, daß LPF eine Spezial-Ausbildung ist, die mehrere tausend Euro kosten würde und die Lehrer allerhöchstens freiwillig absolvieren könnten, die aber in Waldkirch niemand habe.
Im den ersten beiden Jahren bekam Julian in der Schule keinerlei zusätzliche Förderung wie z.b. Krankengymnastik oder Logopädie, denn nachdem ich zuerst mit den Physiotherapeuten sprechen wollte, bevor das von der Schulärztin über meinen Kopf hinweg entschieden wurde, gab es keinen Platz mehr für mein Kind im Stundenplan der Therapeuten. Eine festangestellte oder externe Logopädin gab es gar nicht an der Schule.
Von Anfang an wurde unser blinder Sohn nicht von einem Blindenpädagogen unterrichtet, sondern von Lehrern für Geistigbehinderte oder Körperbehinderte.
Das Resultat vieler Gespräch mit dem Rektor der Schule in Bezug auf unser Dilemma LPF war immerhin, daß er realisierte, daß die Anforderungen an die Lehrkräfte und Internatserzieher steigen und inzwischen gibt es ein Fortbildungsangebot an der Blindenschule Würzburg, das dort über einen Zeitraum von einem Jahr an diversen Wochenenden stattfindet. Das Angebot wird von einigen Kräften gerne angenommen.
An einem Pädagogischen Tag referierten zwei Erzieher über Erlebtes, das war sehr interessant. Die Elternschaft wird in St. Michael zu den pädagogischen Tagen i.d.R. eingeladen, und ich habe teilnehmen können. Es war ein sehr informativer Vormittag, vieles wurde angesprochen, konnte aber leider nicht vertieft werden.
(10 Oktober 2007)
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Rückblick 3 - Kindergartenzeit
julian 1997, 17:12h
Julian besuchte nach längeren Überlegungen meinerseits den Kindergarten für Körperbehinderte der Arbeiterwohlfahrt in Freiburg.
Als er in den Kindergarten kam, konnte er noch nicht laufen und bewegte sich auch sonst kaum selbständig fort. Deshalb fiel die Wahl auf diesen Kindergarten. Dort machte man von uns ein Video, das die Erzieher zusammen anschauten und überlegten, in welche Gruppe das Kind am besten paßt. Eine schöne Idee.
Ausgezeichnet war die personelle Besetzung, 2 Erzieherinnen und 1 Ziveldienstleistender auf 5 bis 6 Kinder, zusätzlich zwei festangestellte Physiotherapeuten und eine Leiterin mit heilpädadogischer Ausbildung. Die Leiterin arbeitete mit den Kindern in einzelnen Stunden, je nach Bedarf.
Bestens war zudem die Ausstattung in räumlicher Hinsicht, ich habe den Snoozle-Raum noch lebhaft in Erinnerung, in dem viele der behinderten Kinder unheimlich gerne waren. Ein Snoozle-Raum ist ein Raum der Ruhe und Entspannung, in dem es z.b. sprudelnde Wassersäulen, ein Wasserbett, Lichteffekte verschiedenster Art gab, für die sehenden Kinder eine Anregung für das Auge, für die sehbehinderten oder blinden Kinder mit dem ein oder anderen Tasterlebnissen, z.b. Körperduschen, versehen. Es gab auch jede Menge Reha-Buggys, Rollstühle, Spezialstühle in der Einrichtung, die für die Kinder genutzt wurden. So konnten die Erzieher ohne Problem kleine Ausflüge machen, da es Zwillings-Buggys gab, in denen zwei Kinder sitzen konnten.
Insgesamt war es eine gute und schöne Zeit gewesen. Ich erinnere mich an viele, liebevoll gestaltete Weihnachtsfeiern und Sommerfeste. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erziehern bzw. Leitung war größtenteils gut. Natürlich gab es dort auch Verbesserungswürdiges, das aber teilweise auch gelöst wurde durch konstruktive Zusammenarbeit von Elternvertretern und Erzieher-Team.
Die Erzieherinnen von Julian waren sehr symphatische Menschen, zu einer hatte er ein besonders enges Verhältnis aufgebaut und spricht heute noch von ihr. Die Ehemaligen werden über Jahre hinweg zu den Sommerfesten eingeladen, so haben wir immer wieder gerne seinen Kindergarten besucht und er freute sich riesig auf seine Nathalie.
Die Elternschaft war engagiert, die Elternvertreter und Eltern trafen sich regelmäßig an einem Stammtisch, dort wurde über vielerlei gesprochen, so mancher hilfreiche Tip wurde zwischen Pizza und Bier ausgetauscht oder weitergegeben. In unserer Gruppe trafen sich Eltern, Erzieher und Kinder mehrmals im Jahr zum gemeinsamen Frühstück, eine nette Gelegenheit, sich auszutauschen und näher kennen zu lernen.
Prima fand ich auch, daß dort schon die Sauberkeitserziehung angebahnt wurde. Alle Kinder wurden zu festen Zeiten auf die Toilette gesetzt, entsprechende Hilfsmittel wie Toilettenstühle waren auch im Kindergarten vorhanden.
Für Julian gab es eine Tast- und Fühlstraße im großen Flur.
Ein ganz tolles Angebot war damals die Bereitstellung eines Zivildienstleistenden für jede Familie für 1 Woche pro Kindergartenjahr für relativ wenig Geld. Der Kindergarten war von den Ferien an die Schulen angegliedert, die Zivis hatten aber nicht so viel Urlaub wie es Ferien gab, so kam es zu dieser Idee.
Für uns war das eine tolle Erleichterung, denn der Zivi kannte das Kind bereits, ich mußte eigentlich kaum etwas erklären oder sagen. Julian freute sich riesig, wenn der Zivi kam und war offen und aufgeschlossen. Von selber beschäftigten sich die beiden, das war eine wunderbare Einrichtung gewesen. Ob es das heute noch gibt, nachdem die Zeiten so gekürzt worden sind, weiß ich nicht.
Als er den Kindergarten verließ, konnte Julian frei laufen, selbständig aufstehen und hinsetzen, und auch etwas sprechen. Die dort gesungenen Kinderlieder kannte er alle auswendig.
(5 Oktober 2007)
Als er in den Kindergarten kam, konnte er noch nicht laufen und bewegte sich auch sonst kaum selbständig fort. Deshalb fiel die Wahl auf diesen Kindergarten. Dort machte man von uns ein Video, das die Erzieher zusammen anschauten und überlegten, in welche Gruppe das Kind am besten paßt. Eine schöne Idee.
Ausgezeichnet war die personelle Besetzung, 2 Erzieherinnen und 1 Ziveldienstleistender auf 5 bis 6 Kinder, zusätzlich zwei festangestellte Physiotherapeuten und eine Leiterin mit heilpädadogischer Ausbildung. Die Leiterin arbeitete mit den Kindern in einzelnen Stunden, je nach Bedarf.
Bestens war zudem die Ausstattung in räumlicher Hinsicht, ich habe den Snoozle-Raum noch lebhaft in Erinnerung, in dem viele der behinderten Kinder unheimlich gerne waren. Ein Snoozle-Raum ist ein Raum der Ruhe und Entspannung, in dem es z.b. sprudelnde Wassersäulen, ein Wasserbett, Lichteffekte verschiedenster Art gab, für die sehenden Kinder eine Anregung für das Auge, für die sehbehinderten oder blinden Kinder mit dem ein oder anderen Tasterlebnissen, z.b. Körperduschen, versehen. Es gab auch jede Menge Reha-Buggys, Rollstühle, Spezialstühle in der Einrichtung, die für die Kinder genutzt wurden. So konnten die Erzieher ohne Problem kleine Ausflüge machen, da es Zwillings-Buggys gab, in denen zwei Kinder sitzen konnten.
Insgesamt war es eine gute und schöne Zeit gewesen. Ich erinnere mich an viele, liebevoll gestaltete Weihnachtsfeiern und Sommerfeste. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erziehern bzw. Leitung war größtenteils gut. Natürlich gab es dort auch Verbesserungswürdiges, das aber teilweise auch gelöst wurde durch konstruktive Zusammenarbeit von Elternvertretern und Erzieher-Team.
Die Erzieherinnen von Julian waren sehr symphatische Menschen, zu einer hatte er ein besonders enges Verhältnis aufgebaut und spricht heute noch von ihr. Die Ehemaligen werden über Jahre hinweg zu den Sommerfesten eingeladen, so haben wir immer wieder gerne seinen Kindergarten besucht und er freute sich riesig auf seine Nathalie.
Die Elternschaft war engagiert, die Elternvertreter und Eltern trafen sich regelmäßig an einem Stammtisch, dort wurde über vielerlei gesprochen, so mancher hilfreiche Tip wurde zwischen Pizza und Bier ausgetauscht oder weitergegeben. In unserer Gruppe trafen sich Eltern, Erzieher und Kinder mehrmals im Jahr zum gemeinsamen Frühstück, eine nette Gelegenheit, sich auszutauschen und näher kennen zu lernen.
Prima fand ich auch, daß dort schon die Sauberkeitserziehung angebahnt wurde. Alle Kinder wurden zu festen Zeiten auf die Toilette gesetzt, entsprechende Hilfsmittel wie Toilettenstühle waren auch im Kindergarten vorhanden.
Für Julian gab es eine Tast- und Fühlstraße im großen Flur.
Ein ganz tolles Angebot war damals die Bereitstellung eines Zivildienstleistenden für jede Familie für 1 Woche pro Kindergartenjahr für relativ wenig Geld. Der Kindergarten war von den Ferien an die Schulen angegliedert, die Zivis hatten aber nicht so viel Urlaub wie es Ferien gab, so kam es zu dieser Idee.
Für uns war das eine tolle Erleichterung, denn der Zivi kannte das Kind bereits, ich mußte eigentlich kaum etwas erklären oder sagen. Julian freute sich riesig, wenn der Zivi kam und war offen und aufgeschlossen. Von selber beschäftigten sich die beiden, das war eine wunderbare Einrichtung gewesen. Ob es das heute noch gibt, nachdem die Zeiten so gekürzt worden sind, weiß ich nicht.
Als er den Kindergarten verließ, konnte Julian frei laufen, selbständig aufstehen und hinsetzen, und auch etwas sprechen. Die dort gesungenen Kinderlieder kannte er alle auswendig.
(5 Oktober 2007)
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Rückblick 2 - die ersten Jahre bis zum Kindergarten-Besuch
julian 1997, 17:11h
Da unser Julian nicht unser erstes Kind war, er hat nämlich einen 4 Jahre älteren Bruder, haben wir ihn möglichst so wie ein normales Baby behandelt. Abgesehen davon haben wir sehr viel mit ihm gesprochen, gesungen, ihm Gegenstände in die Hand gegeben, Körperspiele mit ihm gespielt.
Manche Entwicklungsschritte kamen nur langsam, andere wiederum ganz normal. So konnte Julian mit etwas mehr als einem Jahr sitzen, aber er krabbelt nicht und versuchte auch nicht, aufzustehen. Deshalb haben wir ihn mit 2 Jahren immer wieder auf die Füße gestellt und ihn natürlich gestützt. Irgendwann lernte er so, zu stehen, in dem er sich irgendwo festhielt, z.b. am Gitterbett. Das Greifen lernte er relativ unproblematisch. Lange Zeit hat er Gegenstände geworfen. Das machte uns irgendwie Kopfzerbrechen, denn es war ihm eine große Freude, Bauklötze durchs Zimmer zu werfen, anstatt sie zu stapeln. Also mußten wir aufpaßen, was wir ihm gaben. Erst Frau Schnurnberger konnte uns beruhigen. Sie berichtete von einer ähnliche Erfahrung von einem anderen blinden Kind, das sie therapiert hatte, und sagte, dieses Kind habe aufgehört zu werfen, in dem Augenblick, als es selber die Räume erkunden konnte. Durch das Werfen bekäme Julian Informationen sowohl über den Raum als auch den geworfenen Gegenstand.
So war es dann auch, als Julian mit vier Jahren endlich lernte, frei zu laufen, hörte auch das Werfen auf.
Julian hat also deutlich später laufen gelernt als sehende Kinder, aber er hat es gelernt, und das ist die Hauptsache.
Julian bevorzugte Spielsachen, die Geräusche machten, die hart und fest waren. Spezialspielzeug ist in diesem Alter für ein blindes Kind nicht erforderlich. Kuscheltiere lehnte er komplett ab. Schon dort zeigte sich sein großes Interesse für Rhythmus, Musik und Klang.
Sehr anstrengend waren die Nächte. Julian hatte einen verdrehten Tag- und Nachtrhythmus. Er hat sozusagen von 24.00 Uhr bis 12.00 Uhr seinen Tag gehabt und den Rest verschlafen. Das entsprach nicht ganz unserem Rhythmus. Zum Glück hatte er damals ein eigenes Kinderzimmer.
Wir fragten die Fachleute um Rat, Kinderarzt, Frühförderer, die wenigen Ratschläge, die kamen, wie Aufwach- und Einschlaflied, bestimmte Dinge zu bestimmten Uhrzeiten tun,
fruchteten nicht.
Der durchschlagende Tip kam wie so oft aus dem Bekanntenkreis. Eine nette Bekannte vom Spielplatz, MTA von Beruf, fand im Internet Melatonin. Melatonin ist ein Hormon, das unser Körper selber herstellt. Dieses Hormon ist dafür verantwortlich, daß wir abens müde werden, die Bildung hängt mit der Netzhaut und dem Tageslicht zusammen. Wenn es dunkel wird, dann wird in der Netzhaut Melatonin gebildet, das Hormon kommt zum Gehirn und wir werden müde. Da Julian keine Netzhaut hat, funktioniet diese natürliche Regelung bei ihm nicht. Viele Blinde haben Probleme mit dem Tag-/Nachtrhythmus.
In den USA gilt Melatonin als ein Jungbrunnen und kann in jedem Drugstore erworben werden. Hier in D. ist es ein Nahrungsergänzungsmittel und muß über die Auslandsapotheke für teueres Geld bezogen werden. Die Kosten muß man selber tragen. Es gibt leider keine Studien dazu, da es kein Medikament ist. Melatonin wird logischer weise abends vor dem Schlafen gehen gegeben. Da es körpereigen ist, gibt es keinerlei Probleme mit der Verträglichkeit und abhängig kann man auch nicht davon werden, ganz im Gegenteil zu den gängigen Schalfmitteln.
Wir können nur sagen, unsere Nächte sind dadurch viel ruhiger geworden!!!
Mit dem Essen hatte Julian nie Probleme gehabt, er aß immer gut und gerne, auch feste Nahrung. Relativ schnell lernte er selbstständig essen, z.b. Brot oder Kekse halten. Schwierigkeiten hatte er bei weicher Nahrung, so lehnte er sehr lange Joghurt, Quark, Eis, diverses Obst ab. Mit der Zeit verlor sich das aber, heute, mit 14, liebt er Eis und Joghurt.
Trinken aus dem Glas war auch so eine Sache, das hat sehr lange gedauert, er scheute sich, ein Glas überhaupt in die Hand zu nehmen. Lange hatte er einen Kunststoffbecher mit Henkel, den er so gut greifen konnte. Auch heute noch achte ich darauf, daß er Gläser bekommt, die schlank sind, damit er sie gut greifen kann, oder ich nehme Gläser mit Henkel.
Gekrabbelt ist Julian nur kurze Zeit, als er schon laufen konnte. Als Kleinkind ist er rückwärts gerutscht. Logisch, denn sonst hätte ja die Gefahr bestanden, daß er sich den Kopf anschlägt.
Anfangs haben wir ihn mit ganz normalen Windeln gewickelt. Eine Pflegestufe wurde uns erst mit 2 1/2 Jahren zugestanden, und auch nur Pflegestufe eins, obwohl damals die Nächste noch eine Katastrophe waren und Julian offensichtlich nicht auf dem Entwicklungsstand eines gleichaltrigen Kindes.
Erst nachdem die Frau, die die sogenannte Pflegevisite machte, ein Schreiben an die Krankenkasse aufsetzte, weil sie der Meinung war, das Kind sei viel zu niedrig eingestuft, folgte eine Nachbegutachtung und die Einstufung in Pflegestufe zwei. Ich bin der Dame heute noch dankbar.
Erst durch die Pflegestufe bekamen wir auch die Hilfsmittel finanziert, die wir so nach und nach brauchten.
Julian war in den ersten Lebensjahren ein sehr zufriedenes Kind, sogar ein richtiger Sonnenschein. Sein Bruder hatte einen liebevolle und enge Beziehung zu ihm.
Mit 3 Jahren kam Julian in den Kindergarten für Körperbehinderte der Arbeiterwohlfahrt in Freiburg.
Ich hoffe, ich habe nun nichts wichtiges vergessen.
(20 September 2007)
Manche Entwicklungsschritte kamen nur langsam, andere wiederum ganz normal. So konnte Julian mit etwas mehr als einem Jahr sitzen, aber er krabbelt nicht und versuchte auch nicht, aufzustehen. Deshalb haben wir ihn mit 2 Jahren immer wieder auf die Füße gestellt und ihn natürlich gestützt. Irgendwann lernte er so, zu stehen, in dem er sich irgendwo festhielt, z.b. am Gitterbett. Das Greifen lernte er relativ unproblematisch. Lange Zeit hat er Gegenstände geworfen. Das machte uns irgendwie Kopfzerbrechen, denn es war ihm eine große Freude, Bauklötze durchs Zimmer zu werfen, anstatt sie zu stapeln. Also mußten wir aufpaßen, was wir ihm gaben. Erst Frau Schnurnberger konnte uns beruhigen. Sie berichtete von einer ähnliche Erfahrung von einem anderen blinden Kind, das sie therapiert hatte, und sagte, dieses Kind habe aufgehört zu werfen, in dem Augenblick, als es selber die Räume erkunden konnte. Durch das Werfen bekäme Julian Informationen sowohl über den Raum als auch den geworfenen Gegenstand.
So war es dann auch, als Julian mit vier Jahren endlich lernte, frei zu laufen, hörte auch das Werfen auf.
Julian hat also deutlich später laufen gelernt als sehende Kinder, aber er hat es gelernt, und das ist die Hauptsache.
Julian bevorzugte Spielsachen, die Geräusche machten, die hart und fest waren. Spezialspielzeug ist in diesem Alter für ein blindes Kind nicht erforderlich. Kuscheltiere lehnte er komplett ab. Schon dort zeigte sich sein großes Interesse für Rhythmus, Musik und Klang.
Sehr anstrengend waren die Nächte. Julian hatte einen verdrehten Tag- und Nachtrhythmus. Er hat sozusagen von 24.00 Uhr bis 12.00 Uhr seinen Tag gehabt und den Rest verschlafen. Das entsprach nicht ganz unserem Rhythmus. Zum Glück hatte er damals ein eigenes Kinderzimmer.
Wir fragten die Fachleute um Rat, Kinderarzt, Frühförderer, die wenigen Ratschläge, die kamen, wie Aufwach- und Einschlaflied, bestimmte Dinge zu bestimmten Uhrzeiten tun,
fruchteten nicht.
Der durchschlagende Tip kam wie so oft aus dem Bekanntenkreis. Eine nette Bekannte vom Spielplatz, MTA von Beruf, fand im Internet Melatonin. Melatonin ist ein Hormon, das unser Körper selber herstellt. Dieses Hormon ist dafür verantwortlich, daß wir abens müde werden, die Bildung hängt mit der Netzhaut und dem Tageslicht zusammen. Wenn es dunkel wird, dann wird in der Netzhaut Melatonin gebildet, das Hormon kommt zum Gehirn und wir werden müde. Da Julian keine Netzhaut hat, funktioniet diese natürliche Regelung bei ihm nicht. Viele Blinde haben Probleme mit dem Tag-/Nachtrhythmus.
In den USA gilt Melatonin als ein Jungbrunnen und kann in jedem Drugstore erworben werden. Hier in D. ist es ein Nahrungsergänzungsmittel und muß über die Auslandsapotheke für teueres Geld bezogen werden. Die Kosten muß man selber tragen. Es gibt leider keine Studien dazu, da es kein Medikament ist. Melatonin wird logischer weise abends vor dem Schlafen gehen gegeben. Da es körpereigen ist, gibt es keinerlei Probleme mit der Verträglichkeit und abhängig kann man auch nicht davon werden, ganz im Gegenteil zu den gängigen Schalfmitteln.
Wir können nur sagen, unsere Nächte sind dadurch viel ruhiger geworden!!!
Mit dem Essen hatte Julian nie Probleme gehabt, er aß immer gut und gerne, auch feste Nahrung. Relativ schnell lernte er selbstständig essen, z.b. Brot oder Kekse halten. Schwierigkeiten hatte er bei weicher Nahrung, so lehnte er sehr lange Joghurt, Quark, Eis, diverses Obst ab. Mit der Zeit verlor sich das aber, heute, mit 14, liebt er Eis und Joghurt.
Trinken aus dem Glas war auch so eine Sache, das hat sehr lange gedauert, er scheute sich, ein Glas überhaupt in die Hand zu nehmen. Lange hatte er einen Kunststoffbecher mit Henkel, den er so gut greifen konnte. Auch heute noch achte ich darauf, daß er Gläser bekommt, die schlank sind, damit er sie gut greifen kann, oder ich nehme Gläser mit Henkel.
Gekrabbelt ist Julian nur kurze Zeit, als er schon laufen konnte. Als Kleinkind ist er rückwärts gerutscht. Logisch, denn sonst hätte ja die Gefahr bestanden, daß er sich den Kopf anschlägt.
Anfangs haben wir ihn mit ganz normalen Windeln gewickelt. Eine Pflegestufe wurde uns erst mit 2 1/2 Jahren zugestanden, und auch nur Pflegestufe eins, obwohl damals die Nächste noch eine Katastrophe waren und Julian offensichtlich nicht auf dem Entwicklungsstand eines gleichaltrigen Kindes.
Erst nachdem die Frau, die die sogenannte Pflegevisite machte, ein Schreiben an die Krankenkasse aufsetzte, weil sie der Meinung war, das Kind sei viel zu niedrig eingestuft, folgte eine Nachbegutachtung und die Einstufung in Pflegestufe zwei. Ich bin der Dame heute noch dankbar.
Erst durch die Pflegestufe bekamen wir auch die Hilfsmittel finanziert, die wir so nach und nach brauchten.
Julian war in den ersten Lebensjahren ein sehr zufriedenes Kind, sogar ein richtiger Sonnenschein. Sein Bruder hatte einen liebevolle und enge Beziehung zu ihm.
Mit 3 Jahren kam Julian in den Kindergarten für Körperbehinderte der Arbeiterwohlfahrt in Freiburg.
Ich hoffe, ich habe nun nichts wichtiges vergessen.
(20 September 2007)
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